Das schöne Land Österreich wird immer häßlicher.
Die
Betonierwut der Technokraten; die Gefühllosigkeit der Politiker; die Brutalität
zügelloser Produktion; die ebensogroße Lüge vom Konsumglück;
eine allen politischen Lagern gemeinsame Verachtung von Geist, Vernunft und menschlichem
Gefühl haben es dahin gebracht:
... unsere Städte sind häßlich
und unwirtlich geworden;
... unsere in Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaften
werden zerschnitten, verwüstet, zerstört;
... unwiederbringliche
Naturschätze werden verbetoniert, verstümmelt, dem kommerziellen Ausverkauf
preisgegeben;
... alle jene Tugenden sterben aus, ohne die eine Gesellschaft
nicht gedeihen kann. Verroht und verwahrlost sind Sitte, Sprache und Gefühl
für nachbarschaftliche Solidarität.
Wir stellen traurig fest,
daß das Schöne in keinem Parteiprogramm auch nur erwähnt wird.
Das
Schöne wie das Gute sind aber die beiden fundamentalen Maßstäbe
allen menschlichen Tuns und Denkens.
Die pausenlose Verhäßlichung
unserer Welt ist ein Skandal.
Machthaber sind ja oft unerquicklich, aber
die früheren haben wenigstens Schönheit hinterlassen. Die heutigen zerstören
sie.
Wir zweifeln nicht daran, daß sich die Frage nach der Schönheit
sehr bald zu einer Überlebensfrage nicht nur der politischen Parteien, sondern
unserer Demokratie überhaupt entwickeln wird. Der Widerwille gegen die Verhäßlichung
unserer Welt wird in vielfältigen, auch politischen Formen immer deutlicher:
in steigender Alltags-Aggressivität, zunehmender innerer Emigration aus dem
Leben der Gesellschaft, immer größerer Entfremdung vor allem der jüngeren
und sensibleren Menschen von der herkömmlichen Politik.
Ein Zeitalter
geht zu Ende, ein neues beginnt. Die Menschen merken es, die meisten Politiker
nicht. Die tägliche Vernichtung von Schönheit muß aufhören.
Wir
fordern alle politisch Tätigen, die Parteien, aber such unsere Journalistenkollegen
in allen Medien auf, dem Schönen Aufmerksamkeit, Schutz und Hilfe zu gewähren.
Wir
fordern die Machtausübenden auf allen Ebenen, vom Minister bis zum Sachbearbeiter,
vom Landeshauptmann bis zum Bürgermeister der kleinsten Gemeinde, vom Kammerpräsidenten
bis zum Betriebsrat auf, alles in ihrer Macht und ihrem Einflußbereich zu
unternehmen, was eine Vermehrung der Häßlichkeiten verhindern kann.
Wir
verlangen, daß Schönheit in ihre uralten Rechte wiedereingesetzt wird.
(Trotz
Bemühungen konnten Rechtsinhaber auf diesen Text noch nicht festgestellt
werden. Daher erfolgt die Wiedergabe auf Widerruf.)