Wem unsere Umwelt ein aufrichtiges Anliegen ist, der sollte in
seinem Sinnen und Trachten nicht übersehen, daß es auch eine musikalische
Umweltverschmutzung gibt, welche zur Prägung
des Zeitgeistes mit beiträgt. Als Prototyp häßlicher
Musik gilt gemeinhin die Zwölftonmusik,
doch es gibt auch eine "andere"
Zwölftonmusik, und diese ist harmonisch
und trägt die Bezeichnung "Klangreihenmusik".
Sie klingt wohltönend
und unverkrampft
wie die herkömmliche "klassische" Musik (dafür ein Beleg),
geht aber nicht wie jene von siebenstufigen Tonleitern aus, sondern beruht auf
allen zwölf Tönen.
Zwölftönigkeit - in rechter Weise eingesetzt - muß nicht
entsetzliches Getön gebären. Wer sich um 7.000 Währungseinheiten
etwas Schönes kaufen kann, der bleibt in der Lage, auch um 12.000 noch etwas
Schönes zu erhalten; warum soll das in der Musik anders sein? Nach welcher
Logik vermag nur Siebentönigkeit eine harmonische Musik zu ermöglichen,
während das um fünf Töne reichere Tonmaterial zum Gegenteil führt?
Es kommt eben auf die rechte Handhabung an. Marcel Reich-Ranicki stellte
einmal im "Literarischen Quartett" pointiert fest, Musikkritiker
schrieben allenfalls über Stockhausen, legten aber daheim zur späten
Stunde eher Brahms auf den Plattenteller, und wenn man sich sonst unter
kulturell Interessierten umhört, dürfte man selten jemanden finden,
der seine Seele bei serieller Musik baumeln läßt. Wie eingangs
erwähnt, gibt es im 20. Jahrhundert sehr wohl - wenn auch weitgehend unentdeckt
- eine Musik, die sich zur "Recreation des Gemüths"
eignet. Die allgemeine Meinung hat es freilich längst aufgegeben,
eine wohlklingende Harmonie im Zeitgenössischen
zu erwarten, ja es ist kaum in das Bewußtsein der meisten Musikexperten
gedrungen, daß es nicht bloß eine einzige, sondern vielmehr DREI
WIENER ZWÖLFTONSCHULEN gibt, die sich in Klangbild und Melodik
für
jedermann hörbar unterscheiden. Sie werden durch die
Namen Schönberg,
Hauer
und Steinbauer
repräsentiert. Geprägt durch das stark voneinander abweichende
Zwölftondenken seiner Lehrer Arnold Schönberg (Zwölftontechnik)
und Josef Matthias Hauer (Tropen,
Zwölftonspiel),
schuf der Wiener Komponist Othmar Steinbauer (1895-1962) eine weitere eigene Gattung
zwölftöniger Musik, welche vor allem durch ihre Harmonie besticht: die
Klangreihenmusik.
Als musiktheoretische Grundlage dient ihm die von ihm entwickelte "Klangreihenlehre",
eine lehrbare (zwölftönige) Satzlehre
im Rang von Kontrapunkt oder Harmonielehre. Mit Recht spricht der österreichische
Musikpublizist und Autor einer Hauer-Monographie, Walter Szmolyan, von "drei
Wiener Zwölftonschulen". Wer der Klangreihenmusik hörend
begegnen will, dem wird über die Internetseite Werkeinspielungen
im Internet die Möglichkeit dazu geboten. Für einen
ersten Eindruck würde sich etwa folgende, in Internet anklickbare Hörauswahl
empfehlen:
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